Musik vereint, sie vertreibt den Zorn und das Brennen…
Inschrift des Spinetts der Familie Wintzler
Die Rolle der Frau im 17. Jh.
Für Erbauliches, für die moralische und musikalische Erziehung im Privaten waren Frauen zuständig, wie die abgebildete Gertrud Wintzler am Spinett, umringt von ihren Kindern, gemalt von Gottfried von Wedig, 1616 in Köln.
Doch wie stand es um die Stimme der Frauen im öffentlichen Raum? Was haben sie im Dreißigjährigen Krieg erlebt? In den bürgerlichen Haushalten, den Adelshöfen, in Klöstern und auf der Straße? Und wo sind die Dokumente ihres Wirkens, die Gedichte, die Kompositionen und die Berichte weiblicher Zeitzeugen geblieben?
Wurden sie nie gedruckt für die Nachwelt? Sind sie während des Krieges verbrannt? Sind sie noch in Archiven vergaben, da als irrevelant eingestuft? Und spiegelt die Musik die gesellschaftlichen Veränderungen auch wider?
„Aus diesen Exempeln ist leicht zu ermessen/ daß nicht weniger
Weibspersonen Ingenia haben/ dann die Männer/ wann sie nur excoliret,
und zu den Studiis und Lernung guter Künste gehalten werden/
dieweil man siehet/ daß sie mit Scharffsinnigkeit offt die Mannspersonen ubertreffen.“
Johann Frauenlob, in: „Die Lobwürdige Gesellschaft Der Gelehrten Weiber“, 1631, o. O., S.33.
Anneken Hendriks war eine friesische Märtyrerin der Täuferbewegung. Sie wurde 1571 auf dem Scheiterhaufen in Amsterdam hingerichtet.
Jan Luyken, Radierung aus dem Märtyrerspiegel.
Europa im Dreißigjährigen Krieg:
Plünderungen durch marodierende Soldaten, Angst und Elend! Frauen sind Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen, müssen ihre Existenz neu aufbauen oder mit Hab und Gut fliehen.
Sie kämpfen ums schiere Überleben ihrer Familie und gegen unsichtbare Seuchen.
Starke, unabhängige Frauen der Gesellschaft werden mundtot gemacht.
Andererseits erklingen in bürgerlichen Haushalten, Adelshöfen und in Klöstern Musik und Freudenspiele!
War das pietätlos?
Wenzel Hollar, 1635 Frankfurt, Frau am Spinett